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Revolution 89 - Gedächtnisprotokolle und Unabhägige Untersuchungskommission_RHG_Fak_0946
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„Kesseltreiben unter Einsatz von Schlagstöcken, Hunden und Militärtechnik“: Bürger, die bei den Demos am 7. und 8. Oktober 1989 in Ost-Berlin in Bedrängnis geraten sind oder verhaftet wurden, schreiben Gedächtnisprotokolle. Diese werden gesammelt und veröffentlicht. Dabei spielt die Gethsemanekirche im Bezirk Prenzlauer Berg eine große Rolle. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft, Seite 1 von 4
Abschrift:
Gedächtnisprotokolle zu den Verhaftungen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin.
ERLEBNISBERICHT
Am Samstag, dem 7.10.89, wurde ich auf einer absolut friedlichen Demonstration in der Schönhauser Allee von der Polizei festgenommen. Wie ich auch zu Protokoll gab, eskalierte die ganze Situation erst, als die Polizei und Kampfgruppe ein regelrechtes Kesseltreiben unter Einsatz von Schlagstöcken, Hunden und Militärtechnik begannen. Dabei wurden viele wehrlose Demonstranten, welche für ihre humanen Ideale eintraten, auch vorübergehende Passanten und Minderjährige, festgesetzt.
Im Staatssicherheitsquartier Springpfuhl angekommen, mußten wir von Sonntag früh um 2.30 Uhr bis 7 Uhr ohne Unterbrechung und nebeneinander in den LKW-Garagen stehen. Die Nacht war eiskalt, so daß uns, auch durch den Bewegungsmangel auf dem Beton die Füße erfroren. Manche Leute hatten weder Jacken noch ähnlich warme Kleidung an.
Wer nicht exakt zur Wand schaute oder sprach, wurde barsch, oft schreiend, verwarnt. Wer widersprach, bekam den Knüppel zu spüren. Überhaupt war der Knüppel immer in der Hand.
Ab 7 Uhr durften wir uns 2 Stühle hineinstellen. Wir waren ungefähr 15 – 20 Personen. Sie können sich ausrechnen, wie oft wir saßen. Zum Frühstück gab es ein halbes Brötchen. Ab ca. 8 Uhr kam es dann zu den ersten Befragungen. Dort wurde ich über meine ideologischen Ansichten, Absichten und den Tathergang befragt.
Als ich um 11 Uhr von jenen Befragungen zurückkam, wurde ich in eine große Halle gebracht, in welcher in einem Meter Abstand Stühle an der Wand standen. Wir mußten bis zur Entlassung in gerader Haltung auf diesen sitzen und bekamen absolutes Rede- und Schlafverbot. Nach jener durchstandenen Nacht kann sich wohl jeder vorstellen, wie schwer es wurde, gegen den Schlaf anzukämpfen. Wer 3 mal einnickte, mußte sich hinstellen und durfte sich, todmüde wie er war, nirgends festhalten. Wer widersprach, wurde gezwungen, sich mit gegrätschten Beinen und erhobenen Händen an die Wand zu stellen. Zwischendurch patrouillierten Polizisten mit dem Knüppel spielend an uns vorbei und schlugen mit diesen krachend auf die Heizungsrohre oder andere Gegenstände. Das wiederholte sich in mehreren regelmäßigen Abständen, so daß einem die Nerven zu zerreißen drohten.
Spätestens seit dem gestrigen Tage habe ich das Vertrauen zu unserem humanistischen Staat verloren. Für mich sind solche Zustände faschistisch und die Behandlung eine physische und psychische Folter. Ich dachte, daß wir den Militarismus und jene Zustände spätestens seit 1949 abgebaut hätten.
Für mich gibt es ab Sonnabend nichts mehr zu feiern.
Ich glaube, daß 50 % der jetzt Inhaftierten mit dem Gedanken spielen, einen Ausreiseantrag zu stellen. Das kann wohl kaum die Alternative für die hier bleibenden jungen Menschen sein. Man muß sich vor Augen halten, daß jene Menschen weder abgeurteilt, noch Kapitalverbrecher oder Gewalttäter sind. Die meisten sind Arbeiter.
...
(Name ist der Red. bekannt)
ERLEBNISBERICHT
Am Sonnabend, dem 7. Oktober 89, kam es auf der Schönhauser Allee auf der Fahrspur Richtung Stadtzentrum zu einem schweren Zwischenfall. Gegen 24.00 Uhr fuhren 3 LO’s von der Ecke Schönhauser Allee/Kopenhagener Str. mit zugeführten Personen los. Einige sprangen während der Fahrt ab und entzogen sich so der Festnahme. 300 m hinter der Kreuzung Gleimstraße/Schönhauser Allee sprang ein junger Mann (bekleidet mit einer schwarzen Lederjacke und Stiefeln) vom zweiten LO ab und wurde vom folgenden dritten LO trotz eingeleiteter Vollbremsung angefahren. Er stürzte aufs Pflaster. Die Fahrt des LO’s (Kennzeichen VP-00-41-48) wurde über die angefahrene Person hinweg fortgesetzt, so daß er zwischen den beiden Rädern liegend überrollt liegen blieb. Von drei Zeugen wurde bisher bestätigt, daß der Verletzte reglos hinter dem Fahrzeug liegen blieb.
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
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