d

Zion 86 - Samisdat_RHG_Fak_0017_a

Zurück
Umweltblätter, Ausgabe 12 (Dezember 1988). Dass sich die Samisdat-Hersteller stets mit technischen Problemen herumschlagen müssen, zeigt dieses Beispiel: Aufgrund eines neuen Verfahrens kommt es beim Herstellen der Umweltblätter zu Pannen, zudem reißt...
Umweltblätter, Ausgabe 12 (Dezember 1988). Dass sich die Samisdat-Hersteller stets mit technischen Problemen herumschlagen müssen, zeigt dieses Beispiel: Aufgrund eines neuen Verfahrens kommt es beim Herstellen der Umweltblätter zu Pannen, zudem reißt bei der Grafik schon nach etwa 500 Abzügen die Matrize. Eine neue kann nicht hergestellt werden, weil keine Ersatzmaschine aufzutreiben ist. So fehlt bei einigen Exemplaren dieser Ausgabe die Grafik „das risiko eine eigene meinung zu haben …“. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft, Seite 2 von 2


Abschrift:

„Umweltblätter“ 12/88 vom Dezember 1988, aufgrund technischer Probleme bei der Herstellung ohne Grafik

KÜ/UB 12/88

Innerkirchliche Information

Umweltblätter
Info-Blatt des Friedens- und Umweltkreises Zionskirchgemeinde
Umweltbibliothek, Griebenowstraße 16, Berlin 1058

An dieser Stelle befand sich eine Graphik mit folgender Aufschrift:

„Carl von Ossietzky: „Das Risiko eine eigene Meinung zu haben“. Solidarität mit den bestraften Schülern.“

Leider hatten wir eine Reihe von technischen Pannen mit einem neuen Verfahren, sogenannten Einbrennmatrizen. Schon den Titel haben wir nur mit Ach und Krach hingekriegt. Bei der Graphik ist uns die Matrize nach etwa 500 Seiten ganz gerissen. Eine neue konnten wir nicht machen, da wir schon wegen der alten von Pontius zu Pilatus gelaufen sind. O-Ton eines Herrn Pilatus beim Bund, der über die notwendige Maschine verfügt. Den Gemeinden helfen wir gern. Aber für „Kontext, Umweltblätter“ und andere illegale Schriften tun wir nichts!“ Nun ja, soll er seine Maschine eben einbuddeln und am jüngsten Tag dem Herrgott unversehrt wieder zur Verfügung stellen (Matthäus 25,14-30).
Das folgende Zitat entspricht dem auf der Originalseite:

In unserer kleinen Reihe großer Klassikerzitate:

Die Pflicht des Lehrers - seine Pflicht und sein ihm vom Staat überantworteter Beruf ist es, in dem jungen Knaben die rohen Kräfte und Begierden der Natur zu bändigen und auszurotten und an ihre Stelle stille, mäßige und staatlich anerkannte Ideale zu pflanzen. Wie mancher, der jetzt ein zufriedener Bürger und strebsamer Beamter ist, wäre ohne diese Bemühungen der Schule zu einem haltlos stürmenden Neuerer oder unfruchtbar sinnenden Träumer geworden. Es wäre etwas in ihm, etwas Wildes, Regelloses, Kulturloses, das mußte erst zerbrochen werden, eine gefährliche Flamme, die mußte erst gelöscht und ausgetreten werden. Der Mensch, wie ihn die Natur erschaffen hat, ist etwas Unberechenbares, Undurchsichtiges, Gefährliches. Er ist ein von unbekanntem Berge herbrechender Strom und ist ein Urwald ohne Weg und Ordnung. Und wie ein Urwald gelöscht und gereinigt und gewaltsam eingeschränkt werden muß, so muß die Schule den natürlichen Menschen zerbrechen, besiegen und gewaltsam einschränken; ihre Aufgabe ist es, ihn nach obrigkeitlicherseits gebilligten Grundsätzen zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaft zu machen und die Eigenschaften in ihm zu wecken, deren völlige Ausbildung als dann die sorgfältige Zucht der Kaserne krönend beendet. (...) Hermann Hesse: Unterm Rad

auf Twitter teilen auf Facebook teilen Kommentieren Drucken Artikel versenden
Karte

Zur Karte

Chronik

Zur Chronik