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Presseerklärung der Umwelt-Bibliothek Berlin, in der sie gegen die geplante Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche vor den Toren Ost-Berlins protestiert (Herbst 1988). Hier soll nach einer Übereinkunft des Westberliner Senats und der DDR-Regierung der Sondermüll aus West-Berlin entsorgt werden. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift:
Presseerklärung der Umwelt-Bibliothek Berlin zur Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche
Presseerklärung der Umwelt-Bibliothek Berlin (innerk. Inf.)
Am 1. November, dem Tag der geplanten oder tatsächlichen Eröffnung des Probebetriebes der Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche demonstrieren wir zusammen mit der westdeutschen und Westberliner Umweltgruppe Robin Wood gegen diese neue Variante des Ausverkaufs unseres Landes. Die Sondermüllverbrennungsanlage, die vom Westberliner Senat frei Haus geliefert wurde, widerspricht den Interessen der Einwohner unseres Landes in mehr als einer Hinsicht:
- Die DDR-Behörden haben bereits in der Vergangenheit ihre Unfähigkeit bewiesen, den aus eigener Wirtschaft anfallenden Sondermüll ordnungsgemäß zu deponieren. Die bestehende Altlasten – regulär oder irregulär gelagert – sind eine schwere Hypothek für viele noch folgende Generationen. Das Grundwasser ist in vielen Gebieten bereits verseucht. Selbst neben der bestehenden Hausmülldeponie für Westberlin, in Schöneiche, wurden in einem Schurf 240 mg/l Sulfat gemessen. Dieselben verantwortungslosen Behörden machen sich jetzt anheischig, für harte Westdevisen zusätzlich noch Giftmüll aus Westberlin und der BRD zu importieren. Unser Land darf kein internationales Giftmülllager werden. Wir wollen hier weiter leben, auch nachdem die Herrschaften abgewirtschaftet haben.
- Die bundesdeutschen und Westberliner Industriellen und Behörden sollen sich nicht durch einen bequemen Export der von ihnen erzeugten Giftabfälle der Verantwortung vor der eigenen Bevölkerung entziehen können. Das Gebiet der DDR darf kein Schuttabladeplatz der BRD sein. Wir wollen keine Halbkolonie der BRD werden!
- Selbst nach den in der BRD und in Westberlin gängigen Maßstäben (TA-Luft) ist die Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche nicht auf dem Stand der Technik (siehe auch Presseerklärung von Robin Wood). Noch ist unklar, wieweit der Forderung nach einer sicheren Endlagerung der Filterrückstände von Seiten der DDR nachgekommen wird.
- Wir sind uns mit Umweltschützern und vielen verantwortungsbewußten Menschen einig, daß
- der Raubbau der natürlichen Lebensgrundlagen und
- die Erzeugung ständig neuer naturunverträglicher Stoffe
im Interesse des Lebens auf dieser Erde umgehend ein Ende finden muß !
Die Wurzel dieses Übels – wie auch des Krieges und der Verletzung der Menschenrechte – ist unserer Meinung nach die unangefochtene Macht weniger Bürokraten, Industrieller und Bankiers, deren Interessen gegen die Achtung und die Freiheit der eigenen Bevölkerung und der anderen Länder stehen.
Wir wollen nicht, daß andere Völker auf unsere Kosten leben –
Wir wollen nicht zusammen mit den Machthabern zugrunde gehen !
Umwelt-Bibliothek Berlin
Der Erklärung schließen sich an:
Mitglieder des Friedenskreises Friedrichsfelde, Mitglieder der Initiative Frieden und Menschenrechte, PAnk AlösA
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