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Konzert 76 - Fuchs, Kunert und Pannach_RHG_Fo_HAB_14886
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Erklärung von Jürgen Fuchs, Gerulf Pannach und Christian Kunert zu ihrer erzwungenen Ausreise. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift:
Erklärung von Jürgen Fuchs, Gerulf Pannach und Christian Kunert zu ihrer erzwungenen Ausreise.
Westberlin, August 77
Sperrfrist: Uhr
Erklärung
Wir sind nicht freiwillig nach Westberlin gekommen.
Über ein dreiviertel Jahr hinweg versuchten wir den widerlichen Methoden der Staatssicherheit unsere feste Absicht entgegenzusetzen, daß wir in der DDR leben wollen, um dort als Künstler mitzuhelfen, eine fortschrittliche, menschenwürdige Gesellschaft zu verwirklichen. Ich wiederhole: In der DDR zu l e b e n und nicht im Gefängnis zugrunde zu gehen.
Da wir weder bereit waren, unsere künstlerischen Arbeiten zu widerrufen und als "Hetze im verschärften Falle" zu begreifen, noch Gemeinheiten gegenüber unseren engsten Freunden zu begünstigen, wurde uns eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren nachdrücklich versprochen.
Wir sind froh, nicht mehr im Untersuchungsgefängnis zu sein und wir danken allen in Ost und West, die sich mit uns solidarisierten. Gleichzeitig sind wir in großer Sorge um unseren Freund und Genossen Robert Havemann, weil wir die Abscheulichkeit und die Absichten des Geheimapparates, der unser Land beherrscht, und noch fester in den Griff bekommen möchte, unverhüllt kennengelernt haben und der Ansicht sind, daß sein Leben bedroht ist. Ganz besonders deshalb, weil Robert Havemann den gegen ihn und seine Familie gerichteten hektischen und brutalen Schikanen gelassen und kompromißlos entgegentritt und sich keinem Psychoterror beugen wird. Das Gleiche trifft unseres Erachtens für Rudolf Bahro zu, der sich jetzt dort befindet, woher wir kommen, und der in diesen Tagen ein äußerst bedeutungsvolles Buch im Westen veröffentlicht. Denn die "Alternative" der Staatssicherheit besteht möglicherweise in dem Versuch, die Persönlichkeit des Autors mit wissenschaftlicher Akribie zu vernichten. Wir wissen, wovon wir sprechen, diese Einschätzung resultiert nicht aus der Unkenntnis der Umstände.
Wohin treibt unser Land? Und wer treibt es wohin? Dabei gibt es doch zu den Absichten der Staatssicherheit nur eine Alternative: Eine menschenfreundliche, fortschrittliche, sozialistische Gesellschaft, in der jeder Mensch atmen kann, kein Polizeistaat, der seine Bürger bespitzelt, einsperrt, ausbürgert oder aus ihrem eigenen Lande drängt.
Jürgen Fuchs
Gerulf Pannach
Christian Kunert
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
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