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Aufstand 53 - Mediziner in Greifswald_RHG_Fak_0331
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„Die Vergiftung der Atmosphäre“: Die ersten Reaktionen auf die Ereignisse in der Aula der Universität und die Massenverhaftungen vom 30. März 1955 kommen von den Studenten selbst. Im Bild: Schreiben des Fakultätsrates der Theologischen Fakultät an den Rektor vom 31. März 1955. Quelle: Universitätsarchiv Greifswald
Abschrift:
Die ersten Reaktionen auf die Ereignisse in der Aula der Universität und die Massenverhaftungen vom 30. März 1955 kommen von der Studentenschaft selbst. Schreiben des Fakultätsrates der Theologischen Fakultät an den Rektor vom 31. März 1955.
An S. Magnifizenz den Herrn Rektor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Die Studentenschaft der Theologischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald fühlt sich verpflichtet, zu den Vorfällen, die sich am Abend des 30. März 1955 auf dem Universitätsgelände ereigneten, Stellung zu nehmen.
Wir sind beunruhigt durch das Vorgehen der VP gegen die aus Anlass der für den Abend angesetzten Veranstaltung versammelten Studenten in und vor dem Universitätsgebäude.
Das Erscheinen stark bewaffneter VP-Einheiten hat einer internen Universitätsbelange betreffenden studentischen Willenskundgebung innerhalb des Universitätsgeländes einen falschen Akzent gegeben. Das festzustellen ist deshalb notwendig, weil von maßgeblichen Stellen dieser Willenskundgebung der Charakter eines provokatorischen Unternehmens beigelegt wurde.
Wir verwahren uns auch schärfstens dagegen, dass Zusammenhänge zwischen diesen Vorfällen und der zum gleichen Zeitpunkt stattfindenden wöchentlichen Bibelstunde der Evangelischen Studentengemeinde in der Jakobi-Kirche konstruiert wurden. Gleichzeitig bitten wir Ew. Magnifizenz, um allen Gerüchten, die im Zusammenhang mit dem Brand der Jakobi-Kirche im Umlauf sind, entgegentreten zu können, auf eine Beschleunigung der Untersuchung der Brandursache hinzuwirken.
Die Vergiftung der Atmosphäre durch unbewiesene Behauptungen (Versuch einer Auflehnung gegen die Staatsgewalt u.ä.) hat zu einem zu scharfen Vorgehen der VP geführt, das die Festnahme einer großen Zahl von Studenten, darunter auch einer Anzahl von Studenten unserer Fakultät, zur Folge hatte.
Wir stellen mit Sorge fest, dass bis zur Stunde noch nicht alle Festgenommenen entlassen worden sind und bitten deshalb Ew. Magnifizenz, sich mit allen Kräften für die Freilassung aller noch Festgehaltenen einzusetzen, damit wir in Ruhe und Ordnung die uns in unserem Studium aufgetragenen Pflichten zum Wohle unseres Volkes erfüllen können.
Greifswald, den 31.3.55
Der Fakultätsrat
2 Namen (nicht lesbar)
Quelle: Universitätsarchiv Greifswald
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