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Mitte der 1980er-Jahre sind die gesellschaftlichen Missstände und die Zerstörung der Umwelt in der DDR nicht mehr zu übersehen. Das SED-Regime unterdrückt jede öffentliche Diskussion. Am 2. September 1986 gründen Oppositionelle in der Ost-Berliner Zionskirche die Umwelt-Bibliothek. Dort kann man Sachen lesen, die es in der DDR sonst nicht gibt. Es werden Flugblätter gedruckt und subversive Aktionen geplant. Die Umwelt-Bibliothek entwickelt sich zu einem oppositionellen Zentrum der Friedlichen Revolution. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Ann-Christine Jansson
Die Arbeit der Umwelt-Bibliothek ist der SED-Führung ein Dorn im Auge. In der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 schlägt die Staatsmacht zu. Unter dem Decknamen „Falle“ dringt die Staatssicherheit in die Räume der Gruppe ein und nimmt die anwesenden Mitglieder fest (im Bild v.l.n.r.: Bodo Wolff, Till Böttcher, Bert Schlegel, Wolfgang Rüddenklau, Tim Eisenlohr). Doch die Aktion verfehlt ihre Wirkung: Die Umwelt-Bibliothek erhält einen großen Popularitätsschub und breite Teile der Bevölkerung solidarisieren sich mit den Oppositionellen. Die Inhaftierten müssen wenig später wieder freigelassen werden. Quelle: BStU, MfS, HA XX / Fo / 59 Bild 12
Smog, Baumsterben und saurer Regen: Spätestens seit den 1980er-Jahren tritt die massive Umweltzerstörung in der DDR zutage. Die SED-Führung schweigt. Aus kirchlichen Kreisen heraus bilden sich unabhängige Umweltgruppen, die mit verschiedenen Protestaktionen auf die prekäre Situation aufmerksam machen wollen. In der Gegend um Bitterfeld ist die Lage besonders gravierend. Bei einem Protestmarsch am 18. Mai 1984 demonstrieren die Umweltschützer Christian Halbrock, Oliver Groppler und Jens Albert Möller (v.l.n.r.) gegen die allgegenwärtige Zerstörung der Natur in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Michael Beleites
In Gedenken an den schwedischen Politiker Olof Palme findet im September 1987 ein Friedensmarsch in ganz Europa statt. Die Protestroute führt auch durch die DDR. Viele Demonstranten tragen Plakate, die sich offen gegen die Politik der Staatsführung richten. Wegen der Beteiligung ausländischer Demonstranten schreitet die Staatssicherheit nicht ein. Damit ist der Marsch die erste legale Kundgebung der DDR-Opposition. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Eine eigene Meinung haben im Jahr 1988 Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin. Sie beziehen auf der Wandzeitung ihrer Schule öffentlich Stellung gegen den Militarismus in der DDR und äußern sich positiv zu den Streiks in Polen. Für diese Meinungsäußerung werden sie von der Schule verwiesen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Wie in jedem Jahr findet am 17. Januar 1988 in Ost-Berlin eine offizielle Gedenkdemonstration zu Ehren von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht statt. Oppositionelle und Ausreisewillige treten mit Zitaten der beiden kommunistischen Ikonen auf und halten dem SED-Regime so den Spiegel vor. Mahr als 100 Verhaftungen und Ausweisungen sind die Folge. Quelle: BStU, MfS, HA IX, 10302, Bild 16
1986 gründet sich in Ost-Berlin die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM). Sie wird zum Vorbild für verschiedene Friedens- und Menschenrechtsgruppen und gewinnt schnell großen Einfluss auf die oppositionelle Szene. Popularität erreicht sie durch den Druck der Samisdat-Zeitschrift „grenzfall“. Als eine der wenigen kritischen Publikationen hat der „grenzfall“ nicht den Status einer kircheninternen Publikation und ist, genau wie die IFM, illegal. Im Januar 1988 werden zahlreiche IFM-Mitglieder verhaftet und in den Westen abgeschoben. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Die Evangelische Kirche bildet in vielerlei Hinsicht die Basis der Oppositionsarbeit in der DDR. Ab Mitte der 1980er-Jahre werfen jedoch jugendliche Oppositionelle der Kirchenleitung zunehmend eine zu starke Anpassung an den SED-Staat vor. Vor dem Evangelischen Kirchentag 1987 in Ost-Berlin eskaliert dieser Konflikt. Die verschiedenen Basisgruppen schließen sich in der Kirche von Unten zusammen. Sie stellt sich bewusst gegen das offizielle Staatsverständnis der Amtskirche. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke
Mit der Ernennung Michail Gorbatschows zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion beginnt 1985 die reformorientierte Politik von Glasnost und Perestroika. Sie stößt bei den SED-Oberen jedoch auf Widerstand und die wachsende oppositionelle Bewegung wird weiterhin unterdrückt. Für viele Jugendliche, die mit den Reformen Gorbatschows sympathisieren, werden Hammer und Sichel dagegen zum Symbol für Glasnost und Perestroika und zur Absage an die Politik der SED-Führung. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Volker Döring
Wie kann man unzensierte Informationen verbreiten – ganz ohne Demo, ohne Sender, ohne Kopierer, ohne Computer, ohne Drucker? Ab August 1987 soll eine Radiosendung über die Zustände in der DDR informieren. Der West-Berliner Sender Radio 100 funkt auch über die Mauer und gibt den Oppositionellen eine Stimme. In der Sendung Radio Glasnost übernehmen DDR-Bürger die redaktionelle Arbeit und informieren über oppositionelle Tätigkeiten in der gesamten DDR. Die Staatssicherheit will den Sender zum Schweigen bringen. Quelle: BStU, MfS, HA III, Nr. 494, Bl. 59
Die Parteiführung der SED setzt auf eine rigorose Zensurpolitik. Möglichst wenige Informationen sollen über den maroden Zustand der DDR an die Öffentlichkeit gelangen. Mit dem Druck von Untergrundzeitschriften und Flugblättern versuchen die Oppositionsgruppen in der DDR, das Informationsmonopol der SED zu durchbrechen. Engagierte junge Leute wie Till Böttcher wollen sich abseits der Staatsmedien informieren, drucken ihre eigenen Zeitschriften und begeben sich damit in Gefahr. Quelle: Harald Hauswald / OSTKREUZ
„Sputnik“-Graffiti auf der Landstraße: Es ist von drei Schülern der zehnten Klasse im sächsischen Ortmannsdorf auf den Asphalt gepinselt worden, um gegen das Verbot der sowjetischen Zeitschrift „Sputnik“ zu protestieren. Seit Beginn der Reformpolitik Michail Gorbatschows Mitte der 1980er-Jahre sind dort vermehrt Artikel zur Aufarbeitung der sowjetischen Geschichte erschienen. Die Parteiführung in Ost-Berlin kann sich mit dieser kritischen Auseinandersetzung des Sozialismus nicht anfreunden und verbietet die Zeitschrift in der DDR. Quelle: BStU, MfS, Ast Chemnitz, Zw 242
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