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Thomas Ammer

Auf dem Schwarz-Weiß-Porträtfoto sieht man zwei kleine Kinder. Die beiden Kinder tragen ähnliche Kleidung - dunkle Pullover und weiße Hemden mit Kragen. Der Junge auf der linken Seite hat lockiges Haar und der Junge auf der rechten Seite ordentlich gekämmtes Haar.
Thomas Ammer (rechts) mit seinem jüngeren Bruder Stefan 1946. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19990
Das Schwarz-Weiß-Porträtfoto zeigt zwei Jungen und eine Frau. Der links sitzende Junge trägt eine helle Anzugjacke, der Junge in der Mitte trägt eine dunkle Jacke, beide haben einen ähnlichen gekämmten Kurzhaarschnitt und tragen weiße Hemden. Die Frau sitzt rechts und trägt eine Brille. Ihr Haar ist hochgesteckt und sie trägt einen mit Mustern verzierten weißen Kragen zu ihrer dunklen Kleidung.
Thomas Ammer (links) mit seinem Bruder Stefan und seiner Mutter Elisabeth 1950. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19983
Auf dem Schwarz-Weiß-Porträtfoto ist ein Jugendlicher zu sehen. Er trägt eine runde Brille, einen gestreiften Pullover, darunter ein Hemd mit Kragen, seine Haare sind ordentlich gekämmt. Er blickt direkt in die Kamera.
"Unter dem direkten Eindruck des Nationalsozialismus sollte uns keiner nachsagen können, dass wir uns nicht wehren. " Porträt des Schülers Thomas Ammer von 1953. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19978
Das Schwarz-Weiß-Porträtfoto zeigt einen jungen Mann. Er trägt eine runde Brille mit Drahtgestell, eine dunkle Jacke und ein helles Hemd mit Kragen.
Porträt von Thomas Ammer, ca. 1955. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_16269
Dies ist ein Schwarz-Weiß-Gruppenfoto, das im Freien vor einem Gebäudeeingang aufgenommen wurde. Alle Personen auf dem Foto sind förmlich gekleidet und tragen Lorbeerkränze auf dem Kopf. Die Gruppe besteht sowohl aus Männern als auch aus Frauen, wobei die Männer dunkle Anzüge und Krawatten tragen und meist in der hinteren Reihe stehen, während die Frauen verschiedene Kleider tragen, darunter Faltenröcke, gemusterte Kleider und ein kariertes Kleid. In der Bildmitte steht eine Frau, die ein dunkles Kleid mit weißem Kragen und eine Brille trägt.
Die Abiturklasse an der Eisenberger Oberschule 1955: Thomas Ammer (vorne links), dahinter Joachim Marckstadt. In der Bildmitte die Klassenlehrerin Irene Geier (LDP-Mitglied), die im Zuge der Kampagne gegen die Junge Gemeinde als Direktorin der Schule abgesetzt wird. Sie erzieht ihre Schüler in einem kritischen Geist gegenüber der SED. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19970
Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt zwei junge Männer. Sie lehnen an einer Gebäudefassade. Der Mann links im Bild trägt eine Brille und eine Anzugjacke mit einer zugeknöpften Strickjacke darunter, der Mann rechts im Bild trägt einen dunklen Pullover.
Thomas Ammer mit seinem jüngeren Bruder Stefan zu Weihnachten 1957. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19977
Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt ein Haus an einer unbefestigten Straße. Das zweistöckige Haus hat mehrere Fenster und ist aus hellen Materialien gebaut. Es hat dekorative Ecksteine und ein steiles Pultdach mit einem Schornstein und einem kleinen runden Fenster an der Spitze. Das Grundstück wird von einem Zaun begrenzt, der sich entlang der Straße fortsetzt. Entlang der Zaunlinie wachsen Bäume und Sträucher.
Das Wohnhaus der Familie Ammer in der Oststraße in Eisenberg 1958. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19984
Das Foto zeigt Teile eines mehrstöckigen Gebäudes mit einer hellbraunen Fassade. Es verfügt über Fensterreihen mit Sicherheitsstäben. An den Gebäudeaußenwänden sind etliche Straßenlampen angebracht. Vor dem Gebäude befindet sich ein ummauerter Bereich mit einem großen Wellblechtor sowie einer grauen Tür. Am Tor ist ein Schild mit einem Halteverbotshinweis angebracht. Vor dem Tor steht ein Schild, das auf das Verbot von Fußgängern hinweist. Daneben steht ein rot-weiß gestreifter Absperrpfosten. Am linken Bildrand ist eine Überwachungskamera zu sehen. Im Vordergrund unten rechts ist ein Teil eines blauen Autos zu sehen.
Die Zeit von seiner Verhaftung bis zur Urteilsverkündung verbringt Thomas Ammer im Untersuchungsgefängnis Gera. Das Bild, das die ehemalige MfS-Untersuchungshaftanstalt in Gera zeigt, entsteht in den 1990er Jahren. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Thomas Ammer/RHG_Fo_HAB_19996
Das Bild zeigt einen institutionellen Komplex mit mehreren Backsteingebäuden. Im Vordergrund gibt es Grünflächen mit einigen Sträuchern und Wildblumen. Im mittleren Bildbereich sind eine gepflasterte Fläche, ein Parkplatz auf der rechten Seite und in der Mitte der Eingangsbereich mit einer Sicherheitskabine und einigen begrünten Inseln mit Pflanzen zu sehen. Der Hauptgebäudekomplex besteht aus einem großen Backsteinbau in der Mitte mit mehreren Stockwerken und Fensterreihen. Er hat ein Schrägdach mit einer Art Schornstein. An den Seiten befinden sich weitere Gebäude mit unterschiedlicher Höhe. Der Komplex ist umzäunt.
Nach der Urteilsverkündung werden Thomas Ammer und die anderen Verurteilten des Eisenberger Kreises zunächst in die berüchtigte Haftanstalt Waldheim gebracht. Dort trennen sich die Wege der Freunde. Von November 1958 bis August 1964 sitzt Thomas Ammer in der Strafvollzugsanstalt Brandenburg-Görden. Nach über sechs Jahren Haft wird er am 14. August 1964 in die Bundesrepublik entlassen. Thomas Ammer ist einer der ersten von der Bundesrepublik freigekauften politischen Häftlingen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Thomas Ammer/RHG_Fo_HAB_19997
Dieses Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine ältere Frau und einen mittelalten Mann sitzend auf einer Steinstufe vor der Türschwelle eines Hauses. Die Frau hat helles, kurzes Haar und trägt eine Brille sowie ein gemustertes kurzärmeliges Oberteil und einen Rock. Der Mann trägt eine dunkle Anzugjacke und Hose. Er trägt ebenfalls eine Brille und hat einen zurückweichenden Haaransatz. Auf der linken Seite des Bildes sind Sträucher und eine Gießkanne zu sehen.
August 1964: Thomas Ammer mit seiner Mutter Elisabeth in Österreich. Das Bild entsteht kurz nach seinem Freikauf aus der Haft. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_19980
In der Mitte des Fotos steht ein Mann auf einer kleinen Straße. Die Straße selbst ist uneben und besteht aus Schotter und Pflastersteinen.  Der Mann trägt einen hellen Trenchcoat, eine dunkle Hose und eine Brille. Er hat die Hände in den Manteltaschen. Auf der rechten Seite der Straße stehen ältere, teilweise zerfallene Gebäude mit Ziegel- und Steinelementen. Die linke Seite des Bildes zeigt einen überwucherten Hang und kahle Bäume.
Auf den Spuren der Vergangenheit: Thomas Ammer in Eisenberg (1992). Im Hintergrund sieht man sein ehemaliges Zuhause. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20009
Das Bild zeigt ein dreistöckiges beiges Gebäude. Es hat eine symmetrische Fassade mit mehreren Fenstern und einem zentralen Eingang mit blauen Türen. Über dem Eingang steht Erweiterte Oberschule. Die Bäume im Vordergrund tragen keine Blätter und rahmen den Blick auf das Gebäude ein. Davor befindet sich eine gepflasterte Straße. Auf der rechten Seite ist teilweise ein weiteres Gebäude sichtbar.
Die Oberschule in Eisenberg: Hier gingen Thomas Ammer und weitere Mitglieder des Eisenberger Kreises zur Schule. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/ Thomas Ammer/RHG_Fo_HAB_20007
Das Bild zeigt eine Gruppe von 10 älteren Männern in Anzügen und Krawatten, die vor einem Gebäude mit einem verschnörkelten Bogenportal mit Stuckverzierungen und goldenen Akzenten stehen. Sie sind für ein formelles Foto in zwei Reihen auf einem Kopfsteinpflaster angeordnet. Mehrere der Männer halten Blumensträuße mit blauen Mappen in den Händen. Einige der Männer tragen Brillen, und ein Mann in der hinteren Reihe trägt eine Sonnenbrille.
Ehrenbürgerschaft für ihren Widerstand: Die Mitglieder des Eisenberger Kreises, die Bürger Eisenbergs waren, erhalten vom Bürgermeister die Ehrenmedaille Eisenbergs. V.l.n.r.: Joachim Marckstadt, Ludwig Götz, Peter Herrmann, Rudolf Rabold, Johann Frömel, der Bürgermeister, Thomas Ammer, Roland Peter, Wilhelm Ziehr, Günter Schwarz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20002
Das Porträt-Foto zeigt einen älteren Mann. Er hat größtenteils eine Glatze und nur an den Seiten graue Haare. Er trägt eine Brille sowie ein weiß gestreiftes Hemd. Das Foto ist vor einem schwarzen Hintergrund aufgenommen.
Thomas Ammer im September 2006 in der Robert-Havemann-Gesellschaft. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Frank Ebert/RHG_Fo_HAB_20591

Eisenberg, Sommer 1953. Thomas Ammer und einige seiner Mitschüler denken intensiv über die Bildung einer Widerstandsgruppe nach. Das hat vor allem zwei Gründe: Die Oberschüler sind empört, dass Mitglieder der Jungen Gemeinde (JG) verfolgt werden, und sie stehen unter dem Eindruck des niedergeschlagenen Aufstands am 17. Juni 1953. Der neuerliche Wahlschwindel der SED im Oktober 1954 veranlasst die Schülergruppe schließlich, den langen Diskussionen Taten folgen zu lassen. Sie stellt ein handgeschriebenes Plakat her. Darauf steht:

„Deutscher! Was hat die bisherige bolschewistische Herrschaft gebracht? Entziehung der freien Meinungsäußerung, der Versammlungs- und Pressefreiheit, des Streikrechts. Immer noch kriegsmäßiges Kartensystem, HO-Wucherpreise und rücksichtslose Ausbeutung. Willst du das alles noch länger mit ansehen? Deshalb stimme mit deinen verlässlichen Arbeitskameraden gegen die sog. Nationale Front!“

Im Schutze der Dunkelheit kleben die Schüler einige Exemplare dieses Aufrufs an Hausmauern in der Stadt.

Einige Wochen später klettern sie nachts in das Heimatmuseum, um aus dem Ersten Weltkrieg stammende Waffen zu entwenden. Allerdings finden sie keine brauchbaren Stücke und lassen lediglich zwei Vorderlader aus dem frühen 19. Jahrhundert mitgehen. Zusätzlich gelangen sie in den Besitz einer alten Pistole aus dem Bestand von Joachim Marckstadts Vater, der als Förster tätig war. Sie wird gut versteckt und niemals verwendet. Diese Aktionen zeigen die fließende Grenze zwischen Abenteuerromantik und politischer Aktion.

Die Gruppe, die später der Eisenberger Kreis genannt wird, konzentriert sich bis 1955 auf Flugblattaktionen und Parolen an Häuserwänden. Meist ziehen die Jugendlichen in Zweiergruppen los. Thomas Ammer malt mithilfe einer vorgefertigten Pappschablone fünfzackige rote Sterne auf Hausmauern. Sie sind im Durchmesser etwa zehn Zentimeter groß und mit Fahrradlack an die Wand gepinselt. Sein Begleiter streicht das Sowjetsymbol mit schwarzer Farbe durch.

Am 21. Januar 1956 gegen 23 Uhr treffen sich Thomas Ammer, Peter Herrmann, Günter Schwarz, Reinhard Spalke und Wilhelm Ziehr an einem Eisenbahnübergang in der Nähe der Stadt. Das Ziel des nächtlichen Ausflugs ist ein Schießstand der Gesellschaft für Sport und Technik (GST), der Volkspolizei und der SED-Kampfgruppen. Thomas Ammer bringt Holzwolle, trockenes Holz und eine Flasche Brennspiritus mit, Reinhard Spalke eine Flasche Petroleum und Peter Herrmann drei Flaschen Benzin aus dem Autotank seines Vaters.

Peter Herrmann, Thomas Ammer und Wilhelm Ziehr beziehen Posten, Reinhard Spalke und Günter Schwarz stapeln die im Schießstand stehenden hölzernen Tische übereinander, verteilen Holzwolle und Brennholz und übergießen den ganzen Stapel mit brennbaren Flüssigkeiten. Dann legen sie Feuer und machen sich getrennt auf den Heimweg. Die verbrannten Reste des Schießstands am Rande der städtischen Sportanlagen sind noch lange zu sehen. Damit haben die Schüler ein Zeichen gegen die Militarisierung der DDR-Gesellschaft gesetzt.

Mit dem Abschluss der Schule und dem Studienbeginn in Jena verlagert sich Thomas Ammers Tätigkeit in die thüringische Universitätsstadt. Die letzte größere Aktion der Gruppe bereiten Thomas Ammer und Peter Herrmann im September 1957 vor. Sie planen einen Aufruf an die mitteldeutschen Hochschullehrer. Sie schreiben einen Text, kaufen in kleinen Mengen Schreibpapier und Briefumschläge und besorgen sich ein Vervielfältigungsgerät.

Im Oktober 1957 stellen sie in zwei Nächten ungefähr 400 Exemplare des Aufrufs her. Da trotz vielfältiger Vorsichtsmaßnamen doch Fingerabdrücke auf die Flugblätter geraten, wird die Aktion abgeblasen. Außerdem beobachtet die Staatssicherheit jetzt jeden Schritt der Gruppe.

Am 13. Februar 1958 wird Thomas Ammer verhaftet. Von den 24 Angeklagten erhält er mit 15 Jahren Zuchthaus das höchste Strafmaß. 1964 wird Thomas Ammer von der Bundesregierung freigekauft.



Biografische Angaben zu Thomas Ammer finden sie im Personenlexikon.

Zitierempfehlung: „Thomas Ammer“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Juli 2024, www.jugendopposition.de/145500

 


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